Der Wolf in Deutschland - eine Gefahr für den Menschen

Vortrag von Dr. Peter Gleißner, Hegeschau Bad Kissingen, 26.3.2023

Vorausschicken möchte ich, dass ich mich nicht zu den Wolfsgegnern zähle.

Derzeit leben, nach dem Naturschutzbund Deutschland (NABU), in Deutschland etwa 2700 Wölfe. Es handelt sich hierbei um 161 betätigte Rudel, 43 Einzelpaare und ca. 21 Einzelwölfe. Die Rudelgröße wird mit 2 dominanten Einzeltieren, ca. 4-10 Welpen und ca. 2-4 Jungtieren des Vorjahres angegeben.

In der Öffentlichkeit wird der Wolf derzeit gerne als scheues Raubtier bezeichnet, das den Menschen meidet und ihm ausweicht.

Das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie schreibt in einer Stellungnahme zum Wolf - ich zitiere : „ Der Mensch zählt bekanntermaßen nicht zur natürlichen Beute von Wölfen, doch viele Menschen befürchten, dass sich das ändern könnte, wenn Wölfe sehr ausgehungert sind und keine Beutetiere mehr finden oder lernen, dass vom Menschen keine Gefahr ausgeht."  Sachsen sagt weiter „ diese Befürchtung ist unbegründet, denn wildlebende Wölfe sind oft sehr hungrig, ohne dass es zu Übergriffen auf Menschen kommt. Der Wolf wird im Welpenalter durch die Elterntiere, die das Futter für die Jungen herantragen, auf sein Beutespektrum geprägt, der Mensch zählt nicht dazu.“ Zitat Ende.

Diese Aussagen sind für mich sehr irritierend, bereits während meinem Studium der Biologie wurde vermittelt, dass wildlebende Großraubtiere jederzeit in der Lage sind, ihr Beutespektrum zu ändern, insbesondere wenn vom Beutetier für sie keine Gefahr ausgeht.

Die Frage ist, wie verhält sich der Wolf, eine Großraubtier am Ende der Nahrungskette und ohne natürlichen Feind, wenn Lebensraum und Nahrungsangebot knapp werden ? Und damit ist ja bei einem weiteren, ungebremsten, sich potenzierenden Anstieg der Wolfspopulation zu rechnen.

Grund genug, sich einmal über potentielle Konflikte zwischen Wolf und Mensch zu informieren.

Fündig wird man hier bei NINA ( Norwegian Institute for nature research). Hier wurden von 2002 bis 2020 463 Angriffe von Wölfen auf Menschen untersucht und ausgewertet. 26 Angriffe endeten für den Menschen tödlich.

Bei genauer Betrachtung wurde folgendes festgestellt:

58 Angriffe erfolgten prädatorisch ( d.h. auf Beutezug-Nahrungsbeschaffung oder einfach Hunger) mit 9 Todesfällen

39 Angriffe durch provokatives Verhalten von Menschen, allen voran Tierhalter, ich zitiere „ die mit Knüppeln oder Heugabeln Wölfe in die Enge trieben um ihre Nutztiere zu schützen“. 3 Todesopfer waren die Folge dieser Verteidigungen zum Schutz des Eigentums! Waren die Opfer selbst daran schuld? Diese Frage ist, so glaube ich, moralisch verwerflich.

Die höchste Zahl von Wolfsattacken, 366 davon 14 mit unmittelbar tödlichem Ausgang, Die höchste Zahl von Wolfsattacken, 366 davon 14 mit unmittelbar tödlichem Ausgang, erfolgte durch tollwütige Wölfe.

Bei dieser Zahl stellt sich unmittelbar die Frage, ist ein Tollwutrisiko für Wölfe in Deutschland gegeben?

Vorausschickend muss man auch hier wissen - je größer eine Tierpopulation in einem zu kleinem Lebensraum mit geringem Nahrungsangebot wird, umso größer ist das Risiko für Krankheiten und Seuchen.

Deutschland gilt bezüglich der Fuchstollwut derzeit als tollwutfrei - aber wie verhält es sich mit der Fledermaustollwut.

Die Fledermaustollwut ist in Deutschland und auch in Bayern immer präsent. Sie ist auf den Menschen und auf andere Säuger übertragbar, ihr Verlauf, wie bei der Fuchstollwut, tödlich.

Die Impfung wird derzeit nur für Menschen die beruflich mit Fledermäusen zu tun haben, sowie für alle freilaufenden Hunde und Katzen! Daraus ist ersichtlich, das hier schon ein gewisses Infektionsrisiko besteht - nur, gilt dieses auch für den Wolf?

Frau Müller- Schmitt, Wolfsexpertin und Boutiqueninhaberin, Königsallee, Düsseldorf würde diesem Problem mit einer sofortigen Tollwutschutzimpfung für Wölfe entgegentreten! Spinnerei oder Zukunftsvision ?

Valerius Geist, einer der renommiertesten Wolfsforscher weltweit, University Calgary, warnt in einem Artikel des Nordkuriers von 19.3.2021:

„Der Wolf tötet Menschen ... wenn die Menschen sich nicht wehren, werden die Wölfegewinnen."

Die Tatsache, dass Wölfe bislang harmlos wirkten, so der Wissenschaftler, liegt einfach daran, dass sie früher gnadenlos verfolgt und in Deutschland ausgerottet wurden.

„Kein Angriff kommt aus heiterem Himmel“ - so Valerius Geist.

Sieben Stufen der Wolfsannäherung bis zur Eskalation mit dem Menschen beschreibt der Wissenschaftler.

Nach seiner Ansicht ist in Deutschland bereits Stufe fünferreicht ist, d.h. Spaziergänger und Reiter werden verfolgt und umkreist. Größere Nutztiere wie Rinder und Pferde werden verletzt oder verstümmelt gefunden bzw. auch gleich getötet. Die Wolfsriss - Statistik in Brandenburg ( höchste Wolfsdichte der Welt!) zeigt 2020 eine Verdoppelung der vom Wolf gerissenen Tier auf 813 Tiere - darunter 84 Rinder und ein Pferd.

Etappe sechs ist erreicht, wenn Wölfe sich scheinbar zahm in unmittelbarer Nähe des Menschen aufhalten. Sie stupsen Spaziergänger mit der Nase an, zupfen an der Kleidung und kneifen auch mal in den Arm. Begleitende Haushunde werden attackiert. Durch Schreien und Fuchteln lassen sie sich zwar noch vertreiben, sie flüchten jedoch nicht weit. Alles wirkt noch spielerisch. In Wirklichkeit beginnen sie gerade, den Menschen als Beute zu entdecken und testen, wie er sich bei Angriffen verhält.

Bei Stufe sieben ist nach Ansicht von Valerius Geist der Höhepunkt der Eskalation erreicht. Jetzt haben die Wölfe die Scheu vor dem Menschen verloren. Sie sind zwar noch etwas ungeschickt, gegen einen einzelnen Wolf kann sich ein kräftiger Mensch vielleicht noch verteidigen, aber gegen ein ganzes Rudel hat selbst ein bewaffneter Mann keine Chance!

Warum wir den Wolf, vollkommen ohne Empathie für diese Wildart, ganze Muffelwildpopulationen, unter dem Vorwand diese Schalenwildart ist bei uns nicht heimisch, ausrotten lassen, entzieht sich meinem Verständnis für Natur und wildlebende Tiere. Schließlich ist der Mufflonwidder der Urvater der meisten deutschen Hausschafrassen! Bei weniger werdendem Nahrungsangebot werden wir weitere Wildtierpopulationen verlieren.

Ohne Bestandsregulierung und Eingrenzung der Lebensräume wird uns der blind ideologische Umgang mit dem Wolf auf die Füße fallen. Diese Maßnahmen müssen erfolgen, bevor die Population aus dem Ruder läuft und es zum ersten tödlichen Zwischenfall mit Menschen kommt.

Eine Verharmlosung des Wolfes in der Bevölkerung halte ich persönlich für nicht angebracht und vollkommen verantwortungslos.

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