Jäger feiern 90-jähriges Bestehen

Eine festliche Hubertusmesse in der Münnerstädter Klosterkirche bildete den Abschluss der Jubiläumssaison des Jägervereins Bad Kissingen.

Die Jagdhorn-Bläsergruppe des Jägervereins spielte unter Leitung von Veronika Hümpfer (rechts) zur Hubertusmesse in der Münnerstädter Klosterkirche. Sigismund von Dobschütz

Mit einer Baumpflanzung am Pfad der Baumgiganten im Staatsforst Klaushöhe hatte der Jägerverein Bad Kissingen im April sein 90-jähriges Bestehen zu feiern begonnen. Am Freitagabend hatte nun der Vorstand seine 273 Mitglieder aus dem Altlandkreis Bad Kissingen mit Angehörigen anlässlich des Hubertustages zum festlichen Abschluss seiner Jubiläumssaison nach Münnerstadt eingeladen.
Statt im herbstlichen Wald, wie es die Tradition eigentlich fordert, feierte der Jägerverein eine festliche Hubertusmesse in der Münnerstädter Klosterkirche, musikalisch begleitet von der Jagdhorn-Bläsergruppe unter Leitung von Veronika Hümpfer. Augustinerpater Gregor erinnerte in seiner Predigt nicht nur an den heiligen Hubertus, den Schutzpatron der Jagd und aller Jäger, sondern offenbarte seinen Jugendtraum, als begeisterter Naturfreund selbst einmal Förster werden zu wollen. Doch auch als Geistlicher habe er eines mit den Jägern gemeinsam: "Wir alle haben Verantwortung für die Natur und Gottes Geschöpfe."

Zu Beginn des anschließenden Jubiläumsempfangs in der Alten Aula begrüßte der Vorsitzende und Tierarzt Helmut Fischer alle Gäste und dankte der zweiten Vorsitzenden Melanie Polland und ihren Helfern für die Organisation "dieses phantastischen Rahmens". Ehrengast Enno Piening, Vizepräsident des Bayerischen Jagdverbandes, und Landtagsabgeordneter Sandro Kirchner (CSU) als Schirmherr wiesen in ihren Festansprachen auf Besonderheiten und aktuelle Probleme der Jäger hin. Enno Piening zeigte sich nicht nur besorgt über die negative Image-Veränderung der Jäger im Blick der Öffentlichkeit, sondern verwies am Beispiel des in unsere Breiten zurückkehrenden Wolfes auch auf Abnormitäten vermeintlichen Tierschutzes.
Wer heute die Rückkehr des Wolfes begrüße, müsse für ihn auch ausreichend Beute vorhalten, gab Piening zu bedenken. Wenn die Menge an Reh- und Rotwild heute klein gehalten wird, um den Wald vor Verbiss- und anderen Schäden zu bewahren, gibt es für den Wolf keine Beute mehr, machte er den Widersinn deutlich. "Wir leben eben nicht mehr im Urwald, sondern in einer nach menschlichen Bedürfnissen geprägten Kulturlandschaft." Oft werde vergessen, folgerte Piening, "dass ein Eingriff in den komplizierten Kreislauf der Natur immer unerwünschte und negative Folgen nach sich zieht".
Doch nicht nur die Jäger, auch Forstwirte und Landwirte sollten ihren Teil zur Gestaltung dieser Kulturlandschaft beitragen, "dass Wildtiere von der Ameise bis zum Rothirsch eine Heimstatt haben und nicht nur als betriebswirtschaftliche Negativfaktoren angesehen werden". Es sollte doch bei gemeinsamem Verständnis möglich sein, Flächen zu finden, die auch dem Niederwild wie Rebhuhn, Fasan und Hase als natürlicher Lebensraum erhalten bleiben. Schädliche Eingriffe in die Natur sind nach Pienings Aussage auch manche moderne Freizeitaktivitäten: Muss man wirklich in der Nacht mit Stirnlampe durch den Wald joggen oder Mountainbike fahren? Brauchen wir Waldwanderungen bei Nacht? Piening: "Auch die Natur braucht doch ihre Ruhezeiten."
Hart ins Gericht mit selbst ernannten, aber nur theoretisch gebildeten Naturschützern ging Landtagsabgeordneter und Vereinsmitglied Sandro Kirchner als Schirmherr der Jubiläumsveranstaltung. Die Jagd sei für viele Menschen heute ein Reizwort. Tatsächlich habe Jagen etwas mit Töten zu tun, wollte Kirchner nicht leugnen. "Aber Jagen bedeutet weit mehr, als nur den Finger krumm zu machen." Jäger seien ausgewiesene Naturschützer. Der amtliche Jagdschein sei doch das Ergebnis einer fachlichen Ausbildung mit staatlicher Abschlussprüfung.
"Das Waidwerk ist ein Bestandteil unserer Kultur", gab der Schirmherr weiter zu bedenken. Der Jäger habe heute nicht nur den Naturschutz, die Hege und Pflege zur Aufgabe, sondern könne auch neue Chancen nutzen, allen voran das wachsende Interesse an gesunden Nahrungsmitteln. Jäger liefern mit ihrem Wildbret eines der gesündesten Lebensmittel. Kirchner: "Das ist doch Bio pur." Etwa 4 500 Tonnen allein in Bayern seien ein kulinarischer Wirtschaftsfaktor. Auch am Tourismus hätten Jäger ihren Anteil durch die Pflege von Wildparks oder den Bau von Besucherkanzeln in Wäldern. "Jäger stehen für Tierschutz, Natur- und Artenschutz sowie für Umweltbildung", fasste der Schirmherr zusammen.


Stichworte zum Jägerverein Bad Kissingen 1927:
1927: Neugründung des "Jagdschutzvereins 1927 Bad Kissingen" aus dem "Jagdclub Bad Kissingen" von 1905; Vorsitzender: Oberjägermeister und Ökonomierat Karl Steinbach.
1949: Übergang des Jägervereins als "Bezirksgruppe Bad Kissingen" in den neu gegründeten Bayerischen Jagdschutz- und Jägerverband; Vorsitzender: Otto Messerschmitt.
1968: Umbenennung in "Jagdschutz- und Jägerverein Bad Kissingen"; Vorsitzender: Altlandrat Magnus Herrmann
2000: Umbenennung in "Jägerverein Bad Kissingen 1927"; Vorsitzender: Robert Osswald.
2001: Vorsitzender: Dr. Peter Gleißner

seit 2003: Vorsitzender: Dr. Helmut Fischer
Mitgliederzahl: Bei stetig wachsender Zahl hat der Jägerverein heute 273 Mitglieder.

(Quelle Artikel von: Sigismund von Dobschütz Veröffentlicht von: Saale-Zeitung)

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